ARIA klingt, als gehöre es eher ins Opernfach als ins Webdesign – und tatsächlich steht die Abkürzung für Accessible Rich Internet Applications. Dahinter verbergen sich unsichtbare Helfer, die Ihre Website für Menschen mit Behinderungen zugänglich machen. ARIA-Rollen geben HTML-Elementen eine zusätzliche Bedeutungsebene, die speziell Screenreader und andere Assistive Technologien verrät, wie sie die Seite präsentieren sollen. Ein <button>
-Element kennt Screenreader von Haus aus – doch was ist mit einem einfachen <div>
, das wie ein Button aussieht? Mit role="button"
bekommt auch diese Visitenkarte eine eindeutige Rolle.
Gerade jetzt bekommt dieses Thema Gewicht: Das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFFSG) schreibt ab 2025 vor, dass viele Unternehmen ihre Webseiten barrierefrei (nach WCAG-Standards) gestalten müssen. Das bedeutet klare Struktur, Tastaturbedienbarkeit und verständliche Inhalte. ARIA-Rollen fungieren hier wie Leuchtfeuer – sie helfen etwa dabei, Sprunganker für die Navigation bereitzustellen oder dynamische Änderungen (z.B. ein sich öffnendes Menü) für Screenreader sichtbar zu machen. Lesen Sie weiter, um zu verstehen, was ARIA-Rollen sind, wie sie Ihre Website bereichern und wie unser Team diese Technik in WordPress-, TYPO3- oder Laravel-Projekten einsetzt, um Ihre Seite inklusiv und zukunftssicher zu machen.
Warum ARIA-Rollen in HTML sinnvoll sind
HTML5 bringt schon von Haus aus viele semantische Elemente mit (<nav>
, <button>
, <header>
, <main>
etc.). Diese werden von Screenreadern erkannt und korrekt angesagt. Sobald Sie allerdings eigene Steuerelemente oder Layouts verwenden – etwa ein <div>
als Schaltfläche oder einen komplexen Widget-Bereich – fehlen diese Informationen. ARIA-Rollen schließen diese Lücke. Sie sagen beispielsweise: „Dies hier ist eine Schaltfläche“ oder „das ist der Hauptinhalt der Seite“. Dann können Screenreader-Nutzer:innen gezielt navigieren.
- Screenreader orientieren sich an den Rollen: ARIA sagt ihnen, ob ein Element ein Button, ein Menü oder ein Abschnitt ist.
- Moderne Websites haben interaktive Bausteine (z. B. Dropdowns, Akkordeons oder Slideshow-Slider), die im reinen HTML-Standard vielleicht gar keinen passenden Tag haben. ARIA-Rollen machen diese Elemente hörbar und bedienbar.
- Ein simples Beispiel:
<div role="button" aria-pressed="false">Speichern</div>
wird dann von Screenreadern wie ein Button behandelt. Ohne dasrole
wäre dieserdiv
für sehbehinderte Nutzer:innen unsichtbar. - Viele Barrierefreiheits-Richtlinien (WCAG und das BFFSG) fordern klare semantische Auszeichnung – ARIA hilft, diese Regeln umzusetzen.
Kurz gesagt: ARIA-Rollen sind wie ein Vokabel-Lexikon für den Screenreader. Sie ergänzen die HTML-Sprache um Hinweise, die dem Nutzerbildschirm sagen, „Hier wird geklickt!“, „Das ist ein Dialog“ oder „Weiter geht’s zum Hauptinhalt“.
ARIA und das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz
Das BFFSG richtet sich an Unternehmen und besagt: B2C-Websites und -Apps müssen barrierefrei gestaltet sein. Die rechtliche Messlatte sind die internationalen WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines). Diese fordern zum Beispiel, dass alle Inhalte auch ohne Maus bedienbar sein müssen und alle Funktionen für Assistive Technologien erkennbar sind. Hier kommen ARIA-Rollen ins Spiel: Sie sorgen dafür, dass Ihre Website den WCAG-Prinzipien „Wahrnehmbar“, „Bedienbar“, „Verständlich“ und „Robust“ genügt. Beispielsweise können Sie:
- mit
role="navigation"
eine klare Navigationsregion markieren, die Screenreader direkt anspringen können (viele Hilfsprogramme springen per Tastenkürzel von Landmark zu Landmark); - durch
role="alert"
wichtige Meldungen so kennzeichnen, dass sie sofort vorgelesen werden (z.B. Fehlermeldungen bei Formularen); - interaktive Widgets mit
aria-expanded
undaria-controls
auszeichnen, damit Nutzer:innen erkennen, ob etwa ein Menü geöffnet oder geschlossen ist.
Professionelle Zugänglichkeit heißt auch: barrierefreie Seiten bedeuten neue Zielgruppen und stärken Ihr Firmenimage. Mit ARIA setzen Sie zudem das BFFSG aktiv um und vermeiden Bußgelder. Unsere Agentur für barrierefreie Webentwicklung begleitet Sie dabei – wir kennen die gesetzlichen Anforderungen und sorgen dafür, dass Ihre WordPress-, TYPO3- oder Laravel-Seite sie erfüllt.
ARIA-Rollen in HTML-Semantik
Viele semantische HTML-Elemente bringen bereits ARIA-Rollen mit: Ein <button>
wird automatisch als Button erkannt, ein <nav>
als Navigation und <main>
als Hauptinhalt. Die erste Regel lautet daher: Verwenden Sie immer native HTML-Tags, wenn sie passen. ARIA ist dazu da, Lücken zu füllen.
- Native Elemente bevorzugen: Ein
<button>
hat bereitsrole="button"
. Ersetzt man ihn trotzdem durch einen<div role="button">
, muss man noch per JavaScript sicherstellen, dass auch die Enter- oder Space-Taste funktioniert. - Nav-Element:
<nav>
markiert die Navigation; in älteren Themes sieht man manchmal<div role="navigation">
. Heute reicht meist das HTML5-Element. - Footer und Header:
<header>
entsprichtrole="banner"
,<footer>
entsprichtrole="contentinfo"
. Wenn Sie die HTML-Elemente nutzen, benötigen Sie die Rollen-Angaben nicht extra. - Dialog und Modal: Für selbst gebaute Pop-ups oder Modals gibt es
role="dialog"
oderrole="alertdialog"
, damit Screenreader deren Grenzen erkennen.
Generell gilt: „Kein role
einsetzen, wenn ein passendes HTML-Element existiert“. Gut platzierte ARIA-Rollen sollten also immer die Ausnahme sein, die die Regel bestätigen.
ARIA-Rollen im Überblick
Einige gängige ARIA-Rollen und ihre Funktion:
ARIA-Rolle | Funktion / Bedeutung |
---|---|
role="banner" | Kennzeichnet den Kopfbereich (Header) der Seite – z. B. Firmenlogo oder Hauptüberschrift. |
role="navigation" | Markiert die Hauptnavigation. Screenreader können direkt zwischen Navigationsbereichen springen. |
role="main" | Bezeichnet den Hauptinhalt. Viele Screenreader springen per Shortcut direkt hierher. |
role="contentinfo" | Entspricht dem Footer – enthält häufig Impressum, Kontakt oder Copyright. |
role="complementary" | Kennzeichnet ergänzende Inhalte wie Sidebars oder Zusatzinformationen. Ähnlich wie <aside> . |
role="search" | Für ein Suchformular – signalisiert, dass hier nach Inhalten gesucht werden kann. |
role="button" | Weist einem klickbaren Element (z. B. div oder span ) die Rolle „Button“ zu. |
role="alert" | Für dringende Mitteilungen – Inhalte werden sofort vorgelesen, z. B. Fehlermeldungen. |
role="dialog" | Für Modalfenster/Dialogboxen – signalisiert einen aktiven, eigenständigen Bereich. |
role="tooltip" | Kennzeichnet erklärende Hinweise, die beim Überfahren mit der Maus erscheinen. |
role="checkbox" / role="radio" | Für selbstgebaute Auswahlfelder – mit aria-checked oder aria-selected kombinieren. |
Diese Rollen machen Webseiten nicht nur für Screenreader verständlicher, sondern sie ermöglichen auch eine schnelle Tastaturnavigation. Beispiel: Viele Screenreader-Spezialisten drücken etwa D
in NVDA oder JAWS, um zur nächsten Navigation zu springen. Mit role="navigation"
sorgen Sie dafür, dass Ihre Seite dieses Sprungkürzel unterstützt.
ARIA in CMS-Projekten (WordPress, TYPO3, Laravel)
Bei Content-Management-Systemen zahlt sich fachkundige ARIA-Integration besonders aus. Unsere Agentur hat viel Erfahrung damit:
- WordPress: Viele moderne Themes bringen schon ARIA-Unterstützung mit (bspw. bei Menüs und Widgets). Wir prüfen zusätzlich, ob
role
-Attribute richtig gesetzt sind. Plugins wie WP Accessibility erleichtern das Nachrüsten. Bei selbstgebauten Blöcken oder Widgets fügen wir bei Bedarfrole="button"
,aria-expanded
oder beschreibendearia-label
s ein, damit jeder Block verständlich ist. - TYPO3: In Fluid-Templates lassen sich ARIA-Rollen direkt in die HTML-Struktur einbauen. Unser Team ergänzt bei Formularen oder Navigationselementen die passenden
role
– undaria-
Attribute. So wird etwa eine komplexe Dropdown-Navigation mitrole="navigation"
undaria-haspopup="true"
freundlich für Screenreader gemacht. - Laravel: In Blade-Vorlagen können wir ARIA ähnlich einsetzen. Wiederverwendbare Komponenten (z.B. Pop-ups oder Akkordeons) erhalten automatisch
role="dialog"
oderrole="region"
und Status-Attribute. Auch hier sorgen wir dafür, dass Ihr Frontend trotz komplexer JS-Widgets sauber mit semantischen ARIA-Angaben glänzt.
Mit dieser Herangehensweise machen wir Ihre CMS-Seite nicht nur hübsch, sondern auch wirklich inklusive und BFFSG-konform. Ob Theme-Anpassung oder individuelles Plugin – wir bringen die Barrierefreiheit hinein.
Fazit: Barrierefreiheit ist ein Gewinn
Barrierefreiheit ist heute keine freiwillige Spielerei mehr, sondern ein Muss – aus ethischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen. ARIA-Rollen sind dabei eines der effektivsten Werkzeuge: Sie verwandeln Ihre HTML-Inhalte so, dass auch Menschen mit Sehbehinderung oder motorischen Einschränkungen problemlos mit Ihrer Website arbeiten können. Eine durchdachte ARIA-Implementierung erweitert Ihre Zielgruppe (Millionen potentieller Nutzer:innen mit Behinderung oder altersbedingten Einschränkungen!) und stärkt langfristig das Vertrauen in Ihr Unternehmen.
Inklusive Webentwicklung zahlt sich aus: Ihre Conversion-Rate kann steigen, das Markenimage wird positiver wahrgenommen und gleichzeitig erfüllen Sie sicher die Anforderungen des BFFSG. Unser erfahrenes Team für barrierefreie CMS-Websites unterstützt Sie dabei, ARIA-Rollen korrekt umzusetzen. Wir prüfen Ihre Seite auf fehlende Semantik, ergänzen gezielt role
-Angaben und schulen Ihr Team bei Bedarf. So wird Ihre Website für alle zugänglich, modern und rechtlich abgesichert.
Kontaktieren Sie uns für barrierefreie CMS-Websites (WordPress, TYPO3, Laravel)!
Das könnte Sie auch interessieren:

Barrierefreiheit mit WordPress: Plugins und Tipps für 2025
